Liebeskummer mal rational: warum tut Herzschmerz weh?

Von der Euphorie zum Schmerz. Liebe kann extrem sein und ebenso überwältigend ist oft der Kummer, der dem Ende der Beziehung folgt. Aber wieso schmerzt das gebrochene Herz?

Liebeskummer, Mindfulness Magazine, Wissenschaft
Foto: Omer Salom

Das Broken Heart Syndrom

Liebeskummer schlägt aufs Herz und das im wahrsten Sinne des Wortes. Der Spruch vom gebrochenen Herzen ist altbekannt, jedoch gibt es das Broken Heart Syndrom wirklich. Doch was passiert eigentlich in unserem Körper, wenn wir Herzschmerz spüren? Bei großem Stress oder schweren Verlusten kann es zu einer sogenannten Kardiomyopathie kommen. Japanische Wissenschaftler entdeckten dies bereits in den 1990ern. Wie der Name verrät, fühlt sich das Broken Heart Syndrom ähnlich an wie ein Herzinfarkt: tatsächlich verengen sich hierbei die Blutgefäße im Herz, es verkrampft und beginnt zu schmerzen 1. Die Ursache? Stresshormone (insbesondere Adrenalin), welche die Herzfunktion kurzzeitig beeinflussen. Das Syndrom ist für gewöhnlich nicht lebensbedrohlich und die meisten Menschen erholen sich vollständig innerhalb von zwei Monaten.

Jedoch ist das Broken Heart Syndrom nicht der einzige Grund für akuten Schmerz bei Liebeskummer. Eine weitere Erklärung stammt aus der Neurowissenschaft. Hier beschäftigen sich Forscher wie Dr. Naomi Eisenberger schon seit Jahren damit, warum soziale Schmerzen wie etwa eine Trennung oft als physikalische Schmerzen empfunden werden. Ihre Studien zeigen, dass soziale Zurückweisung, die nahezu selben Areale im Gehirn stimuliert wie physikalischer Schmerz.

Warum empfinden wir bei Liebeskummer physischen Schmerz?

In einem ihrer Experimente wurden Probanden von einem interaktiven Ballspiel ausgeschlossen, während man ihr Gehirn via Magnetresonanztomographie (MRT) maß. Dabei stellte sich heraus, dass der soziale Ausschluss vom Spiel den formalen anterior cingulären Kortex aktivierte. Der Kortex ist ebenfalls für den physikalischen Schmerz zuständig. Eisenberger zeigte somit, dass die Gehirnareale für sozialen und physischen Schmerz überlappen, was der Grund dafür ist, dass Herzschmerz nicht nur metaphorisch schmerzt.

Doch wieso ist dies überhaupt der Fall? „Wir glauben, dass diese Fähigkeit, sozialen Schmerz zu empfinden, eine Funktion der Evolution ist, da die menschliche Verbindung für uns und andere Säugetiere lebenswichtig ist, um unser Überleben zu sichern,“ verriet mir Eisenberger. Evolutionär gesehen ist unser Überleben stark an die Zugehörigkeit mit der Gruppe angelehnt. „Anhaftung folgt dem Schmerzsignal, nicht nur um zu signalisieren, wenn unser Körper beschädigt ist, sondern um uns daran zu erinnern, wenn unsere sozialen Beziehungen in Gefahr sind, beschädigt zu werden. Deshalb denken wir, dass Ablehnung schmerzt, weil es eine nützliche Erinnerung ist, dass wir miteinander in Verbindung bleiben sollten.“

Bedeutet dies, dass man Liebeskummer mit Schmerzmitteln unterbinden kann? Diese Frage stellten sich das Team von Eisenberger und Nathan Dewall und verabreichten Probanden entweder eine Dosis Paracetamol oder ein Placebo für drei Wochen. Jene wurden dann einem Ausschluss szenario ausgesetzt während eines MRT Scans. Das Ergebnis war bemerkenswert: die betroffenen Gehirnreale waren wesentlich weniger aktiviert bei Probanden die Paracetamol genommen hatten. Ebenfalls berichteten diese, dass sie weniger sozialen Schmerz verspürten während des Experiments.

Allerdings bedeutet das nicht, dass man Herzschmerz tatsächlich mit konventionellen Schmerzmitteln lindern könnte. Dazu bedarf es dann wohl doch dem wohl altbewährtesten „Hausmittel”: der Zeit.

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