Weil Genuss die Seele bereichert.

Wie mir damals das Wasser im Munde zusammengelaufen ist, als ich Juliette Binoche im Film „Chocolat“ zugeschaut habe. Wie sie in ihrer süßen Chocolaterie in all den Töpfen rührt und mit Schokolade zaubert. Direkt in der Nase hatte ich den warmen Duft von heißer Schokolade. Mit meiner Schwester saßen wir also als junge Mädchen vor diesem Film. Haben uns verzaubern lassen. Von dieser magischen Kraft. Von Genuss und Leidenschaft. Es hatte auf uns einen bleibenden Eindruck hinterlassen, wie in dieser Geschichte die Herzen verschiedenster Menschen durch individuell auf sie abgestimmte Schokoladenkreationen berührt wurden.

Wer sonst noch war im Film „Chocolat“ Johnny Depp’s funkelnden Augen erlegen? Oder war von Juliette Binoche’s Gespür für die passendste, ja sogar heilende Schokolade fasziniert? Uns hat das auf alle Fälle nicht mehr losgelassen und kam Jahre später wieder zum Vorschein. Nämlich als meine Schwester und ich unsere Schokoladenmanufaktur gegründet haben.

Für uns war von Anfang an klar, dass wir einen Weg finden wollen, wie wir unsere Freude, unseren „spark“ bis ins Endprodukt erhalten können. Beide haben wir eine außerordentliche Freude am Essen. So war und ist unser Ziel, dass der Konsument unsere Schokolade genießen kann. Wir sind der Meinung, dass sich etwas am besten genießen lässt, wenn auch die Herstellung davon ein Genuss ist. Man kennt das ja vom Kochen. Bereitet man etwas mit Liebe, Hingabe und Freude zu, wird es zu einem wahrhaft genussvollen Erlebnis. Genuss ist persönlich und emotional. Wo fängt Genuss überhaupt an. Wo hört er auf? Beginnt der Genuss beim ersten Bissen? Endet er, sobald der feine Geschmack im Gaumen vorüber ist? Ich sage: Wahrer Genuss, der Glück stiften soll, geht weit darüber hinaus.

Welche Rolle spielt die Herstellung für meinen Genuss?

„Glück ist die Erfahrung von Freude und Sinnhaftigkeit im Lauf der Zeit.“ So lautet die Glücksdefinition von Paul Dolan, Professor für Verhaltensforschung an der London School of Economics and Political Science. Spaß alleine reicht demnach nicht aus für ein glückliches Leben. Sondern es braucht noch zusätzliche Elemente, die man als sinnvoll empfindet.

Wenn Freude der Genuss ist und wir Sinn stiften können, so haben wir in unserer Schokoladenmanufaktur Punkte festgelegt, die für uns essenziell sind.

Fangen wir an bei der Grundzutat, der Schokoladencouverture: Woher kommen die Kakaobohnen. Wie werden sie verarbeitet? Die Kakaoindustrie ist grundsätzlich ein düsteres Geschäft. Großkonzerne beziehen Kakaobohnen hauptsächlich von Plantagen in Westafrika, wo fast zwei Millionen Kinder arbeiten müssen. Es liegt hier auf der Hand, dass wir auf nachhaltige Quellen zurückgreifen.

Und die Verpackung. Ästhetisch ansprechend soll sie sein, denn sie gehört genauso zum Produkt. Als Start-Up produziert man kleine Mengen, deshalb sind die Stückpreise verhältnismäßig hoch. Aber soll man deswegen die Verpackung in China kaufen? Wir haben uns dagegen entschieden. Keine Schweizer Verpackung, doch immerhin aus Spanien, Großbritannien und Deutschland. So muss man Kompromisse eingehen.

Zutaten und Verpackung, das Physische sind das eine. Doch wie stellen wir unsere Produkte her? Ein Produkt, das von A-Z von Hand gemacht ist, also in jedem Schritt durch unsere Hände geht, vom Ausgießen bis zum Einpacken, wird von uns geprägt. So gehört es dazu, dass wir uns selbst regelmäßig prüfen und uns diese Fragen stellen: Welchen Umgang pflegen wir in unserer Produktionsküche untereinander mit den Mitarbeitern? In welchem Spirit kreieren wir? Mögen wir unsere Lieferanten, Kunden, Partner? Mögen wir uns selbst? Sind das wir? Sind wir und unsere Produkte authentisch?

Unserer Meinung nach geht das alles auch in die Schokolade rein und kommt schlussendlich auf irgendeine Weise beim Endkonsumenten an.

“Eins nämlich sind Anfang und Ende auf der Peripherie des Kreises.“ – Heraklit

Mit Genuss und Freude Arbeiten ist sehr erfüllend. Klar gibt es auch viele mühsame Aufgaben und Prozesse, schönreden muss man ja nichts. Doch wir haben irgendwie schon einen „Schoggi-Job“. Aber das nur, weil wir ihn selber zu einem machen.

Uns ist es wichtig, dass die eigenen Prinzipien sowie unsere Ethik nicht “über Bord geworfen” werden, sobald wir die Haustüre verlassen. Das alles zu Hause im geschützten Rahmen und ohne wirkliche Herausforderungen auszuleben ist eine Sache. Aber es zu schaffen, das überall zu integrieren, ist doch schlussendlich der Schlüssel.

So sind wir überglücklich, wenn wir diese Aspekte auch im Berufsalltag ausleben dürfen. Es ist definitiv nicht immer einfach und scheint endlos. Doch alle können das tun, was für sie im Möglichen steht. Und noch stolzer sind wir mit jedem Mal, wenn unsere Schokolade auserwählt wird, um sich selbst oder seinen Liebsten eine Freude zu machen. Und hier schließt sich der Kreis wieder.

Was für eine Freude es doch beim Einkaufen ist, zu wissen, woher etwas kommt. Beim Anschauen. Beim Zubereiten oder Auspacken. Es mit anderen zu teilen und dabei die Hintergrundgeschichte zu erzählen. Nur schon die Vorfreude ist ein Fest und dann der Verzehr. Mit allen Sinnen. Genuss ist doch in Wahrheit keine aktive Tätigkeit, sondern ein Zustand. Solange wir uns bewusst in diesen Zustand versetzen können, haben wir schon gewonnen im Leben.

In diesem Sinne geben wir uns alle Mühe, zusammen mit unserem kleinen Team unsere Schokoladenmanufaktur zu führen. „Chocolat, ein kleiner Biss genügt“, hat uns tatsächlich geprägt. Nun tragen wir das dazu bei, was wir können: weil Genuss die Seele bereichert.

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