Weniger Zeugs, mehr Zeit.

Die Worte von Autor und Philosoph Richard David Precht sitzen: «Wir brauchen nicht mehr Zeugs, sondern mehr Zeit.» Doch wofür?

Minimalismus - Mindfulness Magazine

 

Wohl für mehr Bewusstsein im Alltag. Damit wir in der heutigen, schnelllebigen Zeit stimmige Entscheidungen treffen –gerade im ausufernden Massenkonsum. Denkt ihr nicht auch? Wie oft passiert es doch in der gefühlt unendlichen Fülle an Angeboten, Produkten und Dienstleistungen: Wir entscheiden impulsiv und handeln manchmal kopflos. Das merken wir, wenn noch ein Kleidungsstück mehr da hängt, woran wir vielleicht übermorgen schon die Freude verloren haben. Weil wir möglicherweise den Bezug dazu verloren haben? Woher kommt es überhaupt? Wer hat dieses wohl gerade mit seinen Händen hergestellt? Welches Material berührt meine Hände und schlussendlich meinen Körper? Solche Fragen stellen sich (zum Glück) immer mehr Menschen.

Jetzt.

Die Nachhaltigkeit, Worte wie Klimakrise oder Strömungen wie Minimalismus zeigen, dass es Zeit dafür ist. Für ein Aufwachen, Mitdenken und Handeln. Nicht panisch. Sondern klar. Nicht radikal. Sondern fokussiert. Und das braucht Zeit. Sich für solche Fragen zu öffnen. Und nicht im Strom kopflos weiterzuschwimmen. Sich Zeit nehmen und sich zu fragen: Was brauche ich wirklich? Was stellt mich langfristig zufrieden? Und was lässt unsere Erde nachhaltig wachsen? Was kann ich im ganz Kleinen zum ganz Grossen beisteuern? Die Zeit ist reif. Für die wirklich essenziellen Fragen. Wofür möchte ich mir heute eine Minute bewusst mehr Zeit nehmen? Und was kann ich an Zeug, das mich umgibt und ich nicht wirklich benötige, loslassen. Ja vielleicht gar weitergeben an jemanden, der es wirklich gebrauchen kann. Damit sich der Kreis wieder schliesst. Der natürliche Kreislauf.

Anders.

Jedem das seine: Der eine hinterfragt sich vielleicht, womit er sich tagtäglich ernährt. Jemand anders startet bei der Kosmetik, die er/sie im Alltag benutzt. Und bei mir hat es mit dem Kleiderschrank angefangen. Dieses Überquellen der Kommode und kaum eine Übersicht über die buntgemischte Kleiderstange zu haben. Dies überforderte mich zu diesem Zeitpunkt vor gut fünf Jahren mehr, als dass es mich erfreut hätte. Dazu kamen die Gewissensbisse, da ich alles andere als wertschätzend mit den Kleidungsstücken umging. Sie waren ja so günstig. Und gerade deshalb, weil man es sich ja leisten kann, kamen immer neue dazu: Um ein kurzfristiges Glücksgefühl zu verspüren. Oft denken wir, wenn wir dieses oder jenes besitzen oder tragen, sind wir schöner, gehören dazu oder sind glücklicher? Da galt es für mich anzusetzen. Da startete der Prozess, der bei mir noch heute andauert. Und immer wieder in den zwei zentralen Fragen mündet: Was brauche ich wirklich? Was macht mich wirklich zufrieden und glücklich?

Bewusst.

Diese beiden Aspekte sind für mich wegweisend geworden, bei jeder Kaufentscheidung und im Konsumverhalten allgemein. Um von diesem kurzfristigen Glücksgefühl und den kopflosen Kaufimpulsen hin zu einer langanhaltenden Zufriedenheit und bewussten Lieblingsstückerrungenschaften zu gelangen. Klingt schön, oder? Ist jedoch alles andere als von heute auf morgen umsetzbar. Da möchte ich ehrlich sein: Lass dir Zeit und beginne, da, wo und in welchem Tempo es für dich Sinn macht. Vielleicht im Badezimmerschrank, in der Küche oder vielleicht wie ich im Kleiderschrank. Mit Leichtigkeit und Freude. Ausmisten und immer mehr ein Gespür zu bekommen, was man wirklich braucht und sich gut anfühlt, kann so befreiend sein. Jedoch ganz ehrlich, wenn man es von heute auf morgen möchte und zu radikal ist, kann es einen auch übermannen und frustrieren. Daher macht für mich der von mir genannte Mindful Minimalism Ansatz Sinn, der ganz entspannt an die Sache herangeht. Weniger ist mehr heisst nicht nichts mehr besitzen. Sondern das, was man wirklich braucht und auch wirklich gern um sich hat.