Wir leben in einer Zeit, in der Mode nachhaltig und schön geht – zum Glück. Ethik trifft auf Ästhetik. Alltagstauglichkeit ist uns wichtiger denn je. So trägt jeder in kleinen bis großen Schritten bei. Und fühlt sich dabei auch noch wohl, schön und genau richtig. Das ist das Ziel. Machen wir uns auf den Weg.
Slow Fashion
«Fast Fashion killt das Klima» ist auf einem Demonstrationsplakat im Buch Fashion Changers zu lesen. Keinem ist das Ereignis, als Rana Plaza am 24. April 2013 – also ziemlich genau vor sieben Jahren – kollabierte, spurlos vorbeigezogen. Eine Textilproduktionsstätte in Bangladesch, wobei über 1100 Menschen ums Leben gekommen sind. Ein Weckruf, der nach einem Systemwandel in der Fashion Industry schreit. Wir leben in einer Welt, wo die Klimakrise nicht mehr zu debattieren ist und die Textilindustrie eine der umweltschädlichsten überhaupt ist – zu viel Chemie, zu viel Abfall, zu viel Ausbeutung. Hast du dich schon mal gefragt, woher kommen eigentlich meine Kleider? Wie es die Organisation fashion revolution weltweit tut: #whomademyclothes? Ich habe mich das vor ziemlich genau sechs Jahren gefragt. Natürlich war mir Rana Plaza ein Begriff. Doch im ersten Moment hat es mich nicht wirklich tangiert. Ich fühlte mich nicht angesprochen. Shoppte fröhlich Woche für Woche weiter. Fürs nächste Date ein neues Oberteil, für den nächsten Barbesuch ein hübsches Outfit. Doch eine Woche später wurde bereits alles wieder ziemlich unspektakulär, also musste wieder was Neues her. Die Plastiksäcke stapelten sich im Schrank beim Eingang. Meine WG-Mitbewohnerin und ich konkurrierten uns schon fast, wer nun wieder was gekauft hat. Damit haben wir uns wohl auch gegenseitig immer weiter hochgeschaukelt. Doch irgendwo stapelten sich ja die hübschen Schnäppchen dann. Kostet nichts, also nichts wert. Sich noch Gedanken machen, wer diese überhaupt genäht hat? Ich denk ja nicht dran. Das hab ich damals wirklich nicht. Nicht weil ich ein Unmensch bin, und ich würde jetzt mal behaupten, das ist niemand von uns. Und dennoch ist es an uns, den Privilegierten. Wir haben größtenteils alles, was wir brauchen und vor allem mehr als genug anzuziehen. Manchmal sogar zu viel?
Garderobe voller Lieblingsteile
Perspektivenwechsel – ich glaube, das bringt die Lösung: Wenn du in deinen Kleiderschrank blickst, gibt es da Kleidungsstücke, die du schätzt, es kaum erwarten kannst, sie wieder anzuziehen und wenn du sie dann trägst, auch wirklich gerne trägst? Nicht weil es grad so im Trend ist, sondern weil sich das Material so gut anfühlt und du dich darin einfach wohlfühlst. Du vielleicht sogar weisst, wer es hergestellt hat und wie das Material entsteht. Das ist in der heutigen Zeit aufgrund von Transparenz und Wandel zum Glück immer mehr der Fall. Wertschätzung und Langlebigkeit tun nicht nur unserem Planeten gut, sondern auch der Seele. Dieses impulsartige Schnäppchenjagen und kurzfristige Glücksgefühl sind doch nicht wirklich zufriedenstellend. Zumindest nicht für mich. Das Gegenteil hingegen schon eher: Eine Garderobe voller Lieblingsteile, hinter denen man voll und ganz stehen kann und sie von Herzen gerne – ja am liebsten täglich – trägt. Ist das nicht eine enorm erfüllende und zugleich befreiende Vorstellung? Durchaus möglich, wenn wir vielleicht nur einen Gang zurückschalten und uns immer wieder fragen, wenn uns der Kaufrausch packt oder die nächste Werbung aufpoppt: "Könnte das ein Lieblingsteil werden?". Vielleicht auch mal das Schildchen umdrehen und schauen, woher es denn kommt. Vielleicht aber auch bewusst Läden und Labels auswählen, die für Nachhaltigkeit stehen. Und die gibt es. Heute mehr denn je. Sie schießen wie Pilze aus dem Boden und darüber freue ich mich sehr. Das macht es einfacher und bringt auch mehr Ruhe mit sich: Ist es nicht viel angenehmer, gezielt in einem kleinen Laden entspannt einzukaufen als in einem großen Shoppingcenter? Weniger Ablenkung und mehr Fokus. Da gibt es nicht nur kratzige Jutensäcke und klobige Birkenstöcke, sondern zeitlose Schnitte, angenehme Stoffe und was ich besonders gut finde: nur noch zwei bis drei Kollektionen pro Jahr.
Nachhaltigkeit mit Stil
Ob am Bürotisch, auf dem Kinderspielplatz oder auf dem Fahrrad: Wir wollen uns wohlfühlen in der Kleidung. Darin ganz uns selbst sein. Ruhe einkehren lassen und wieder bewusst wählen, was wir unterstützen. Zum Beispiel kleine Labels statt Shopping Mall. Obwohl es ein gefühlter Großstadtjungle an Angeboten gibt, wird es aufgrund von Transparenz und echter Kommunikation zum Glück auch immer einfacher, nachhaltige Unternehmen mit verantwortungsbewussten Menschen dahinter zu finden. Auch das braucht einfach etwas mehr Zeit und Ruhe. Die einfach so guttun kann. Genauso, wie sich und seinen Stil besser kennenzulernen. Magst du lieber Farben, wilde Muster oder eher den schlichten Scandinavian Style mit klaren Schnitten? Jedem das seine. Wenn wir auf uns hören, unsere Persönlichkeit darüber ausdrücken und so auch unsere Gefühlslage positiv beeinflussen können – warum nicht? Du hast die Möglichkeit, eine Linie in deinen Kleiderschrank zu bringen. Lieblingsteile, die du wunderbar miteinander kombinieren kannst. Du kannst Einfachheit in dein Leben bringen. Dass du nicht mehr vor dem vollen Kleiderschrank stehst und nichts anzuziehen hast. Sondern dich kaum entscheiden kannst, was du heute anziehen sollst, weil du jedes Teil von Anfang bis Ende liebst. Bei mir ist es mittlerweile wirklich so, dass ich am Morgen aufstehe und mich frage: Wonach fühl ich mich heute? Ist es die zeitlose Jeans, der bequeme Overall oder die klassische weisse Bluse? Und mein Gefühl sagt es mir spätestens, wenn ich es dann an hab und mich den ganzen Tag durch einfach total gut aufgehoben und wohlfühle.
Meine ganz persönlichen Essential Wardrobe Inspirations
Falls du Lust zum Stöbern hast, habe ich dir hier ein paar inspirierende Fair Fashion Labels zusammengestellt.
International:
Armed Angels https://www.armedangels.de
Collection & Co https://www.collectionandco.co.uk
Beaumont Organics https://www.beaumontorganic.com
Lovjoi https://www.lovjoi.com
Elementy Wear https://elementywear.com/pl/
Schweiz:
Christina Krämer https://www.christinakraemer.com
Seefeld.Style https://seefeld.style
Claudia Nabholz https://www.claudianabholz.ch
Jungle Folk https://www.junglefolk.com
Morena Isabel https://www.morenaisabel.ch
Gonchar https://www.gonchar.ch
Fin Projects http://fin-projects.ch
Kari Kari, Zürich https://www.karikari.ch
Collab Store, Zürich https://www.collabzuerich.com
Glückstheorie, Winterthur https://www.glueckstheorie.ch
Absynt, Winterthur https://absynt.com
Tam Tam, Konstanz https://tamtam.de
Ahoi Ahoi, Basel https://ahoiahoi.ch/index.html
Fairoase https://fairoase.ch
Collectione https://collectione.ch/shop/
Secondhand:
Kleiderberg https://kleiderberg.ch
Kleiderkreisel https://www.kleiderkreisel.de
Marta Flohmarkt https://www.marta-flohmarkt.ch
Lieblingsstück https://lieblingsmarkt.ch
Alessia alias Less ist Kommunikationsspezialistin mit Masterabschluss. Für sie ist Schreiben Erfüllung pur. Sie liebt und lebt den mindful minimalism und hat sich nicht nur durch weniger wieder mehr gefunden, sondern ist überzeugt, dass das Mass die Lösung aller Dinge ist. Deshalb ihre Devise: Less is more.