Wie begegnen wir Stress?

Stress ist zunehmend die Ursache für viele Krankheiten. Dabei ist weniger der Stress entscheidend, sondern die Art, wie wir mit den äusseren Auslösern umgehen. Unsere Reaktion hängt stark davon ab, welche Lösungsstrategie wir aus unserer Kindheit übernommen haben. Doch wie können wir dem im Alltag begegnen?

Burnout und Stress - Mindfulness Magazine
Foto: Suse Hiltebrand

Ist es nicht paradox? Viele von uns leben im materiellem Wohlstand und erhalten eine Vielzahl an Möglichkeiten und doch ist das Risiko in die Stressspirale zu geraten immens hoch. Die Ursachen sind vielschichtig. Einige von ihnen wissen wir. Und doch fällt es uns oft so schwer, diese einzugestehen. Und dann überkommt es uns - manchmal schleichend, manchmal radikal durch ein Ereignis ausgelöst: dieses Gefühl des Ausgebranntsein und der Überforderung vom eigenen Leben.

Die Zahlen von Betroffenen, die sich in einer Erschöpfung befinden und stressbedingt krank sind, sprechen für sich. Kürzlich publizierte Erhebungen der Gesundheitsförderung Schweiz zeigen, dass rund jede vierte erwerbstätige Person in der Schweiz unter übermässig viel Stress leidet. Die Anzahl der emotional erschöpften Personen tendiert Richtung 30%. Eine im deutschen Ärzteblatt publizierte Umfrage zeigt, dass neun von zehn Personen von ihrer Arbeit gestresst sind. Sechs von zehn Befragten fühlen sich sogar von der totalen Erschöpfung bedroht.

Innere Konflikte sind entscheidend

Betroffen sind oftmals diejenigen unter uns mit einer hohen Leistungsbereitschaft,  welche hochengagiert über oftmals mehrere Jahre gearbeitet haben, mit einem enormen Anspruch an sich selbst und dem Hang zum Perfektionismus. 

Dabei sind innere Ziel-Konflikte entscheidend, welche sich schon  in der frühen Kindheit ausgeprägt haben können. Zum Beispiel, es jedem und allen recht machen zu wollen. Diese Gefühl der Ablehnung kenne ich sehr gut aus meiner eigenen Kindheit. Vielleicht erinnern wir uns alle an eine solche Situation, wenn wir noch an den Pausenhof zurückdenken. Auch im heutigen Leben ertappe ich mich immer wieder dabei, wie diese Angst gegenwärtig ist. Insbesondere wenn ich anderen gerecht werden, aber andererseits auch Prioritäten setzen möchte, um meine Zeit sinnvoll zu nutzen. Oftmals sind unsere inneren Ziel-Konflikte auf den ersten Blick gar nicht greifbar, da sie in unserem Unterbewusstsein verankert sind. Konzentrationsschwächen, Müdigkeit, Energieverlust oder auch Schlafmangel können die Folge sein. Wir fühlen uns erschöpft. 

Unser Körper zeigt die Lösung

Längst leidet nicht nur unsere mentale Gesundheit darunter, vielmehr ist unser emotionaler Zustand davon betroffen. Bis wir es dann tatsächlich wahrnehmen, reagiert unser Körper mit Symptomen darauf. Durch Anzeichen wie Schwindel, Magen-Darmprobleme oder auch Kopf- oder Muskelschmerzen, zeigt er uns klar auf, dass wir uns nicht mehr im inneren Gleichgewicht befinden. Was letztendlich positiv ist. Denn unser Körper funktioniert als inneres Alarmsystem: „Stopp, hier läuft was schief!“ 

Wenn wir uns der gegenwärtigen Situation bewusst werden, ist es sehr unterstützend Raum zu schaffen. Nicht nur räumlich,  sondern auch mental. Sich entkoppeln von der permanenten Erreichbarkeit und der stetigen Informationsflut. Das sind gute Bedingungen um ehrlich hinzuschauen und sich zu hinterfragen, wo wir im Leben gerade stehen. Wohin geht unsere Aufmerksamkeit im Alltag? Was genau zieht uns Energie? 

Und die vielleicht zentrale Frage in dieser Situation, ist: Was genau braucht es in diesem Moment? 

Welchen nächsten Schritt gehen wir, um wieder mehr ins innere Gleichgewicht zu kommen? Dabei können entspannende Methoden, wie ein Spa-Besuch, ein Aufenthalt in der Natur oder die Suche nach dem Gespräch mit einem guten Kollegen oder Spezialisten sehr hilfreich sein. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Mensch seine eigenen Ressourcen hat, um wieder "Durchatmen" zu können. 

Es ist auch eine wunderbare Gelegenheit, wieder einen Zugang zu unserem Körper zu bekommen. Denn nur zu leicht verliert sich unsere Aufmerksamkeit in der Planung,  Koordination, Situationsbewältigung oder Problemlösung von alltäglichen Herausforderungen. Wir hängen voll und ganz in unserem Denken, sodass wir manchmal vergessen, dass sich unter unserem Kopf auch noch ein Körper befindet.