Downsizing – Wohnkonzepte der Zukunft?

Wie wollen wir in Zukunft eigentlich wohnen? Das Bedürfnis nach mehr Natur, Freiheit und Ruhe  ist nicht nur statistisch nachweisbar, sondern echt erlebbar in unserem Umfeld. Uns Menschen zieht es wieder mehr aufs Lande. Raus aus der Stadt und am liebsten ins Eigenheim. Nicht nur das. Praktisch soll es sein, nicht mehr als notwendig und ressourcenschonend für unsere Umwelt. 

Downsizing - Wohnen in Zukunft

Der Trend vom Downsizing hat uns schon längst erreicht und Tiny Häuser sind in aller Munde. Ganze Netflix Serien schmücken das Thema, wie damals, als Marie Kondo eine riesige Welle zum Ordnungswahnsinn antrieb. Aber was bewegt die Menschen dazu, ihren Wohnraum zu verkleinern? Ist es wirklich weniger Raum oder steckt mehr dahinter? Und sind diese Konzepte überhaupt auf die Jahre gesehen auch für Familien mit mehr als nur zwei Köpfen alltagstauglich? Diese Fragen haben mich eine Zeit lang begleitet, als ich mich intensiver mit der Thematik auseinandergesetzt habe. 

Tiny House – kurze Trendwelle oder zukunftstauglich? 

Ich muss sagen, „Tiny House“ konnte ich persönlich eine lange Zeit nicht mehr hören. Jede Zeitschrift, jedes zweite Gespräch im Bekanntenkreis und fast jede Sendung im TV beinhaltete nur noch dieses Thema. In den Medien ist es ruhiger darum geworden, aber im Hintergrund schließen sich ganze Communities zusammen und inspirieren sich gegenseitig zum Bau eines eigenen kleinen Tiny Houses. Warum erfreuen sich diese Tiny Häuser so großer Beliebtheit? 

„Weniger Raum, mehr Freiheit“

So die Headline aus einem Artikel der Handelszeitung zum Thema Kleinwohnformen (Ausgabe 5, Printversion aus 2019) . Weniger Raum und mehr Freiheit passen auf den ersten Blick für mich jedoch nicht so ganz zusammen. Ich fühle mich dort wohl, wo ich mich entfalten kann. Dazu brauche ich Platz zum Kreieren, zum Atmen, zum Leben. Ich bin jedoch der Meinung, dass Freiheit hier eine ganz andere Bedeutung hat. Denn neben dem oben erwähnten Nachhaltigkeitsgedanken spielt die finanzielle Freiheit sowie der massiv geringere Pflegeaufwand eine ganz besonders große Rolle. Die Gesellschaft sucht nach neuen Lösungen, abseits vom Leistungsdruck und nachhaltig. Weniger Kosten, weniger Druck, mehr Freiheit. Ist das Tiny House die Lösung? Und bewährt sich dieses auch in der Zukunft? 

Ich habe mich auf die Suche gemacht, um Antworten auf meine Fragen zu finden. Und wenn wir ein Thema gedanklich mit uns tragen, stoßen wir ja bekanntlich meist von selbst auf diese Antworten. So sind mir dann auch die Jungs von SmartSmallHouse vor einiger Zeit auf einer Nachhaltigkeitsmesse in Zürich begegnet. Diese haben sich das reale Bedürfnis hinter der Trendwelle “Downsizing” genauer angesehen und ein sehr spannendes Wohnkonzept auf den Markt gebracht. Was SmartSmallHouse ist und ob die Jungs mir meine Fragen beantworten konnten, erfahrt ihr im Interview.

Wer und was steckt genau hinter Smart Small House?  

Das aktuelle Kernteam besteht aus Marc Lüllmann, Michael A. Meyer und Karem Albash. Zudem haben wir tolle Architekten im Team und wachsen immer weiter. Wir bieten ökologische Einfamilienhäuser zum Preis einer Wohnung an. Das Spezielle ist der Wohlfühlfaktor, der durch die einzigartige Kombination verschiedener Disziplinen entsteht.

Smart: Steht für Wohngesundheit, Energieeffizienz und im Einklang mit der Natur.

Small: Steht für kleine Grundfläche, kleines Budget und effizientes Wohnen.

Dazu kommt der spezielle Grundriss nach Vastu, der harmonisierend auf den Menschen wirkt und im Einklang mit der Natur ist.

Wie steht ihr persönlich zum Tiny House Hype? Eine kurze Trendwelle oder seht ihr Chancen für ein zukunftsfähiges Wohnkonzept?

Es gibt zwei Arten von Tiny Houses: mobile und stationäre. In unseren Augen werden mobile Tiny Houses eine Nische bleiben. Es braucht eine gewisse Kompromissbereitschaft, in einem mobilen Tiny House zu leben. Bereit sein, weiterzuziehen, wenn z. B. ein Zwischennutzungsareal wieder geräumt werden muss.

Die stationären Tiny und Small Houses sehen wir als echte Alternative zu einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus oder einem regulären Einfamilienhaus. Über 60% der Bevölkerung leben mittlerweile alleine oder zu zweit. Der Trend zu kleinen Haushalten besteht und wir brauchen gute Antworten darauf. Zu zweit ein herkömmliches Einfamilienhaus zu bewohnen macht für viele keinen Sinn, weder finanziell noch in Bezug auf den ökologischen Fussabdruck. Studien wie die von Homegate im April 2018 (https://presse.homegate.ch/de/2018/04/05/online-home-market-analysis-ohma-einfamilienhaeuser-wieder-beliebter-als-eigentumswohnungen/) zeigen jedoch den klaren Wunsch (der SchweizerInnen) zum eigenen Einfamilienhaus. Wir sind überzeugt, dass gerade 1-3 und sogar 4-Personenhaushalte ein kleines und günstiges nachhaltiges Haus einem großen vorziehen, vorausgesetzt sie müssen nicht auf den Luxus einer guten Wohnqualität verzichten.

Was war der Antrieb für die Idee der SmartSmallHouses? 

Die Initial-Idee kommt vom Vastu Architekt und Co-Gründer Marc Lüllmann. Vastu ist eine Architekturlehre, welche bei der Planung und im Bau spezifische Geometrien berücksichtigt, die harmonisierend auf den Menschen wirkt. In den letzten 15 Jahren hatte Marc viele Kunden, die mit dem Traum eines baubiologischen und bauökologischen Eigenheims nach Vastu auf ihn zugekommen sind. Viele Projekte sind jedoch wegen mangelndem Eigenkapital oder mangelnder Tragbarkeit nicht zustande gekommen. Die Kombination aus Einfamilienhaus, individueller Architektur und ökologischer Bauweise war für viele nicht bezahlbar. Ihn frustrierte es, dass so viele Kunden ihre Träume vom eigenen Haus wieder begraben mussten.

Inspiriert durch Bilder über Tiny Houses, begann Marc, zusammen mit einem Team von Experten, die Idee der SmartSmallHouses auszuarbeiten. Je tiefer sie sich in das Projekt hineinbegaben, desto mehr Vorteile erkannten sie in einem kleineren Haus. Wichtige Faktoren waren der tiefere Energieverbrauch durch die kleinere Hülle, geringerer Landbedarf und die Standardisierung der Architektur. So fallen erhebliche Kosten weg, die bei einem normalen Haus entstehen. Marc begann ein Haus nach seinen Traumvorstellungen zu entwerfen, holte früh Kundenfeedback ab, um daraus die aus seiner Sicht bestmögliche Variante für gutes Wohnen zu konzipieren.

Was ist eure Motivation hinter diesem Konzept?

Wir möchten Menschen helfen, das Leben zu vereinfachen und in einem schönen Zuhause zu wohnen. Einerseits wollen wir mehr Menschen den Traum vom eigenen Haus ermöglichen, die sich sonst aus Frust im besten Fall eine Wohnung hätten kaufen können.

Zum anderen möchten wir mit diesem Projekt zu einem saubereren Planeten beitragen, indem wir verantwortungsbewusste Wohnlösungen anbieten.

Was ist aus eurer Sicht das grösste Bedürfnis der Menschen, die nach dem Downsizing Prinzip streben?

Wir glauben, dass die persönliche Freiheit der Wert ist, der alle Menschen verbindet. Diese Freiheit kann sich dann verschieden ausdrücken: Bei den einen ist es das Reduzieren auf das Wesentliche, indem sie alles Unnötige Loslassen. Andere wollen weniger Mietzinsen bezahlen, damit sie mehr reisen können oder weniger Arbeiten müssen.

Für manche ist es auch der verringerte ökologische Fussabdruck, der einen nachhaltig ausgerichteten Umgang mit dem Planeten garantiert.

Was unterscheidet euch von Mitbewerbern?

Es ist die einzigartige Kombination aus Wohngesundheit, Energieeffizienz und der zeitlosen Architekturlehre Vastu. Unsere Häuser sind die Luxusvariante von kleinen Häusern zum Preis einer Wohnung. Jedes Detail ist durchdacht. Ein kleines Beispiel: bei uns sind alle Stromkabel abgeschirmt (was die elektrischen Felder fast komplett eliminiert) und erst noch verdrillt (was zudem die magnetischen Felder auf quasi 0 senkt), sodass die Elektroinstallation keinen negativen Einfluss auf die Gesundheit ausüben kann. Das ist eines von vielen Details, die der Kunde bei uns im Preis inklusive erhält, weil uns das wichtig ist.

Wie flexibel sind die Häuser?

In den stationären Häusern gibt es viel Flexibilität, sowohl in Punkto Inneneinrichtung, wie auch in Bezug auf das Design-Stauraum-Konzept. Statt einem Keller haben die Häuser Erweiterungen, wo die Haustechnik und Abstellflächen versteckt untergebracht sind. Darin finden sogar Waschmaschine und Trockner Platz. Die EigentümerInnen können ihre Häuser aber auch im Dachstock mit einer Lukarne ausbauen oder einem Aussenbalkon versehen.

Und mit welchen Investitionen müssen zukünftige Besitzer rechnen?

Das ist eine Frage, die sich nicht einfach beantworten lässt. Zuerst kommt es darauf an, ob das Haus schlüsselfertig oder als AusbauhausPLUS geliefert wird. Dann ist es eine Frage des Standortes, da unsere Häuser weltweit verfügbar sind. Zu guter Letzt kommt es darauf an, ob es nur ein Haus ist oder wir ein ganzes GreenVillage bauen können und welche Installationen, wie z.B. die Energieversorgung gemeinsam genutzt werden können. Dann muss man sich bewusst sein, dass es nicht nur die Investition in ein Haus ist, sondern auch in ein Grundstück und dessen Erschliessung. Für einen konkreten Preis kann man uns gerne direkt anfragen.

Welche Herausforderungen kommen auf mich zu, wenn ich mich für diese Art der Kleinwohnform entscheide? 

Die zukünftigen Besitzer sollten bereit sein, sich nach dem Prinzip des „Downsizing“ von überflüssigen Dingen zu befreien. Das gibt eine spannende Auseinandersetzung mit der Frage “Was brauche ich wirklich?”. Nach unserer Erfahrung ist es sowieso wohltuend, die Altlasten loszulassen und nur noch das Wesentliche bei sich zu haben. Das gilt insbesondere dann, wenn man vorher eine grössere Wohnung oder ein grösseres Haus hatte.

Die Frage, welche mich schon die ganze Zeit beschäftigt: Ist es denn möglich, in diesen Häusern langfristig gesehen einen Alltag zu bestreiten, als Familie, Single oder gar bis ins hohe Alter?

Gerade bei den Haustypen Small- und MediumGreen ist ein Alltag sehr gut meisterbar, da man genug Raum für sich hat. All unsere Häuser können bis ins hohe Alter bewohnt werden, vorausgesetzt, man kann noch Treppen laufen, da wir jeweils zwei bis drei Stockwerke haben. Hier kommt die Unterstützung der Vastu-Prinzipien voll zum Tragen, da sich diese heilige Geometrie positiv auf die Gesundheit auswirkt.

Und sollte man sich dennoch Gedanken über hindernisfreies Wohnen machen, so haben wir sicher auch da gute Neuigkeiten. Denn wir entwickeln gerade ein neues Hausmodell, das einstöckig und eben hindernisfrei sein wird.

Hand aufs Herz. Wie nachhaltig sind die Häuser wirklich?

Die Nachhaltigkeit war von Anfang an eines der wichtigsten Themen für uns und ist bei uns per Design eingebaut. Hier wollen wir das Maximum herausholen. Im Vergleich zu einem normalen Einfamilienhaus sind unsere Häuser alleine schon durch die kleinere Grundfläche und die kompaktere Hülle nachhaltiger. Mit der zusätzlichen Berücksichtigung der baubiologischen und bauökologischen Bauweise, gibt es ein Gesamtpaket, das uns sehr gut schlafen lässt.

Denken wir eure Vision weiter: Wie sieht dieses Wohnkonzept für euch in der Zukunft aus? 

Unsere Vision ist es, ganze GreenVillages (kleine Siedlungen ab 5 Häusern) zu entwickeln und diese ab Plan oder schlüsselfertig anzubieten. Wir haben vor, auf der ganzen Welt fertige Projekte zu schaffen, wo man sich mit gleichgesinnten Menschen zusammentun und wohnen kann. 

Habt ihr selbst auch vor in einem SmartSmallHouse zu leben?

Unbedingt! Wir haben alle eine große Begeisterung für das Konzept und sind selber auf der Suche nach geeigneten Grundstücken.

Abschliessend: Euer Lieblings-Zitat passend zum Thema:

„Der große Künstler versteht es, eine Sache aufs Wesentliche zu reduzieren.“ Henri-Frédéric Amiel

Ich glaube, mit den SmartSmallHouses haben wir das geschafft.

Vielen Dank für das spannende Interview. 

Schon im Gespräch auf der Nachhaltigkeitsmesse, spürte ich für mich, dass das eines der ersten wirklich zukunftstauglichen Projekte dieser Art ist, welches gleichzeitig den Grundgedanken von Kleinwohnformen – „weniger ist mehr“ – verfolgt,  die Bedürfnisse unserer heutigen Gesellschaft nach mehr Natur, Ruhe und Freiheit abdeckt sowie den Nachhaltigkeitsgedanken verfolgt. Schlussendlich besteht noch die Möglichkeit von viel Raum, um sich frei zu entfalten. Der Gedanke, zukünftig mit Gleichgesinnten in einer natürlichen, ressourcenschonenden und gesunden Umgebung zu leben und trotzdem viel Raum für mich selbst zu haben, gefällt mir ehrlich gesagt doch sehr. Ich habe mich bereits auf die Warteliste schreiben lassen. Vielleicht ist der Traum vom Eigenheim nach meinen persönlichen Vorstellungen doch nicht so weit entfernt. 

Mehr zu SmartSmallHouse: www.smartsmallhouse.com

Alle Beitragsfotos: Marc Lüllmann

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