Ressource Natur – Warum wir darauf angewiesen sind

Vor vielen Millionen Jahren hat sich der Mensch aus unseren Vorfahren entwickelt, so wie er heute ist. In seinem Buch „Shinrin Yoku“ beschreibt der japanische Professor und Pionier des Waldbadens Yoshifumi Miyazaki, dass wir uns erst im Laufe der letzten 300 Jahren in ein städtisches Umfeld bewegt haben. Somit lässt sich sagen, dass der Mensch mehr als 99.9% seiner Existenz in der Natur verbrachte. Unsere Gene sind darauf programmiert. Wir leben zwar in einer hoch entwickelten Gesellschaft, aber unser Körper ist immer noch auf die Natur angepasst. Kommen wir in den Kontakt mit der Natur, mit Wäldern, Parks oder Blumen, fühlen wir uns entspannter.

Ressource Natur
Foto: Suse Hiltebrand

Die Bedeutsamkeit der Natur auf unsere Gesundheit scheint in unserer heutigen Zeit wichtiger denn je. Uns ist zwar bekannt, dass der Mensch biologisch gesehen ein Naturwesen ist, aber der Lebensstil, den viele von uns pflegen, scheint uns von diesem Wissen abzukapseln. Ein Grossteil des Tages verbringen viele Menschen in klimatisierten Räumen. Kombiniert mit einem Lebensstil, der sich immer mehr von der Natur abwendet. Wenig Schlaf, eine ungesunde Ernährung, Rauchen, Alkoholkonsum und ein konstantes Stressniveau scheinen in unserem Alltag fest verankert zu sein. Dabei gibt es immer mehr wissenschaftliche Belege dafür, dass die Natur einen grossen Einfluss auf unser Wohlbefinden hat.

Wir brauchen die Natur

Die Notwendigkeit nimmt zu, die Nähe zur Natur zu suchen. Stress und stressbedingte Erkrankungen sind heutzutage eine große Last geworden. Allein das Ein- und Ausatmen frischer Luft kann dabei viel Positives bewirken. Denn es ist die Natur, die uns das Lebenselixier zur Verfügung stellt, ohne das wir auf der Erde nicht überleben könnten - Sauerstoff! Pflanzen absorbieren Kohlenstoffdioxid aus der Luft und verstoffwechseln diesen. Als Endprodukt entsteht Sauerstoff. Diesen Vorgang nennt man Photosynthese. Eine der zentralen Stoffwechselprozesse, die überhaupt ein Überleben möglich macht.

Yoshifumi Miyazaki zeigt auf, dass ein Aufenthalt in der Natur uns tatsächlich entspannt. Hinter dem Konzept Waldbaden verbirgt sich die Idee, den Wald mit allen Sinnen zu erleben. Miyazaki belegt, dass ein Waldspaziergang uns physiologisch entspannt und unsere Immunfunktion aktiviert. Bäume sind in der Lage, gewisse Duftstoffe abzusondern, welche unsere Immunabwehr unterstützen. Sie nennen sich Terpene.

Ebenfalls wirkt die Natur auf unseren Hormonhaushalt. Denn die Ausschüttung von Stresshormonen, wie zum Beispiel Cortisol, wird reduziert. Auch unser Nervensystem profitiert von der Kraft der Natur. Unser Lebensstil begünstigt eine Aktivierung des sympathischen Nervensystems. Jenes, das für Kampf und Flucht zuständig ist. In der Natur wird dieses System heruntergefahren. Insbesondere Nadelgewächse, wie Zedernholz scheinen diesen Prozess zu unterstützen und einen positiven Einfluss auf unser parasympathisches Nervensystem zu haben, wenn wir die Duftstoffe der Nadelgewächse aufnehmen. Wir fühlen uns entspannter. Die Natur hat eine beruhigende Wirkung auf uns.

Die Wissenschaft erkennt immer mehr, dass unser Immunsystem, das Nervensystem und die mentale Verfassung eng miteinander verknüpft sind. In ihrem Buch „Why our minds need the wild“ befasst sich Lucy Jones mit der zentralen Fragestellung, warum wir aus mentaler Sicht auf die Natur angewiesen sind. Unter anderem beschreibt sie, dass eines unter Milliarden von Bakterienarten in der Erde lebendes Bakterium - die Myobacterium vaccae -, als natürliches Antidepressiva wirkt. M.vaccae scheinen in unserem Gehirn die Serotoninproduktion zu stimulieren - das sogenannte „Happy-Hormon“, welches uns glücklich macht und somit Depressionen entgegenwirkt.

Wir sind eng mit der Natur verbunden

Erwin Thoma, ein österreichischer Forst-, Betriebswirt und Autor erklärt in seinen zahlreichen Vorträgen, dass wir Menschen eng mit der Natur verbunden sind. Dies scheint seiner Meinung nach bereits auf zellulärer Ebene der Fall zu sein. So weist Chlorophyll - das „Blattgrün“ -, welches zentral bei der Photosynthese der Pflanzen mitwirkt, eine fast identische chemische Struktur auf, wie unser Blutstoff Hämoglobin. Einzig mit der Ausnahme, dass ein Chlorophyllmolekül ein winzig kleines Magnesium-Atom im Zentrum enthält, während ein Hämoglobinmolekül ein Eisen-Atom in der Mitte aufweist. Aber nicht nur auf Mikrolevel, auch im grösseren Kontext gibt es verblüffende Gemeinsamkeiten. So beschreibt Peter Wohlleben - ein deutscher Förster - in seinen Büchern eindrucksvoll, dass Bäume ein soziales Verhalten an den Tag legen. Sie kümmern sich um die Kleinen. Sie pflegen Alte. Und sie lassen nicht einfach verkrüppelte Nachbarn wegsterben. Sie kommunizieren miteinander. Ganze Ökosysteme scheinen auf ihre Art und Weise miteinander zu kommunizieren und kooperieren. Das Prinzip der Kooperation ist tief verwurzelt. Mit dem einzigen Ziel zu überleben. Und dies bislang ziemlich erfolgreich, wenn wir bedenken, wie widerstandskräftig allein unsere Wälder sind.

Eigentlich wissen wir intuitiv, dass wir uns in der Natur entspannen können. Es tut einfach gut, sich in der Natur aufzuhalten. Spazieren zu gehen. Auf einer Decke im Park zu liegen oder im See zu schwimmen. Die Frage ist, ob wir in der Lage sind, uns dafür in einem durchgeplanten Alltag Platz zu schaffen.

 

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